Mehr Struktur, mehr Freiheit - mein Blick auf den neuen Alltag im LeoLab
Wenn ich über Schule schreibe, dann tue ich das aus meiner Sicht als Pädagoge. Ich erzähle, was ich erlebe, wie ich den Alltag verstehe und was mir wichtig ist – nicht als Sprecher der Schule, sondern als jemand, der mittendrin arbeitet.
Das LeoLab ist ein Ort, an dem wir ausprobieren. Wir passen an, wir ändern Dinge, wenn sie nicht funktionieren. Was sich bewährt, verstärken wir. Das gehört für mich dazu: Schule muss beweglich bleiben.
Hier beschreibe ich, wie ich den aktuellen Tagesablauf erlebe – und was ich daran bedeutsam finde.

08:00–09:00 Uhr - Offener Anfang
Die Kinder kommen nach und nach an. Manche spielen Billard oder Fußball, andere lesen, andere reden miteinander. Der Tag beginnt ruhig. Für mich ist das wichtig: Ein Start ohne Druck und ohne direkten Übergang in Arbeit schafft eine bessere Grundlage für den Rest des Tages.
09:00–09:30 Uhr - Check-In
Wir starten in den Stammgruppen. Logo anschauen, Stimmungen abholen, Organisatorisches klären. Diese Zeit ist nicht dazu da, sofort zu planen oder Aufgaben zu verteilen. Es geht darum, gemeinsam anzufangen. Für mich macht das deutlich: Beziehung und Orientierung sind genauso wichtig wie Inhalte.
09:30–13:00 Uhr - Lernzeit
Früher gab es getrennte Blöcke für Basics und Projektzeit. Heute haben wir eine durchgehende Lernzeit.
Die Fachräume (Mathe, Deutsch, Englisch, Projekte) sind dauerhaft offen. Parallel finden Inputs, Workshops und Laborzeiten statt.
Für uns Lernbegleiter:innen bedeutet das mehr Struktur auf unserer Seite. Für die Kinder bedeutet es mehr Freiheit, Entscheidungen zu treffen. Mir ist dabei wichtig: Freiheit braucht einen klaren Rahmen. Erst dann können Kinder Verantwortung übernehmen.
13:00–13:30 Uhr - Wir lesen
Alle lesen. Bücher, Comics, Zeitschriften – jede:r für sich. Es ist ein gemeinsames Ritual, das Ruhe schafft. Für mich zeigt es: Schule braucht auch diese klaren Momente der Konzentration, in denen nichts anderes im Vordergrund steht.
13:30–14:15 Uhr - Mittagspause
Zeit zum Essen, Spielen, Ausruhen.
14:15–15:45 Uhr - Nachmittagsangebote
Mindestens zwei Nachmittage pro Woche besuchen die Kinder Workshops, die sie für ein halbes Jahr wählen. Theater, Holzwerkstatt, Musik, Zirkus, Outdoor-Küche, KI-StoryLab, Pen & Paper und vieles mehr.
Ich erlebe, dass die Kinder tiefer eintauchen, wenn sie länger in einem Bereich bleiben. Statt ständig Neues auszuprobieren, können sie hier etwas aufbauen. Manche Angebote wie Religion oder eine zweite Fremdsprache sind für einzelne Kinder fest im Plan. Der Schwerpunkt liegt aber klar auf dem: Lernen durch Erleben.
Freitag - Planungs- & Stammgruppentag
Freitag ist der Tag, an dem jede:r die kommende Woche plant. Im Logbuch werden Ziele notiert, Inputs und Lernzeiten eingetragen, Coachings und Nachmittagsangebote festgehalten. Kurz: Die Kinder gestalten ihren eigenen Wochenplan / „Stundenplan“.
Für mich ist das einer der wichtigsten Bausteine. Kinder lernen, ihre Zeit zu strukturieren, eigene Entscheidungen zu treffen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Das Logbuch ist dafür das Werkzeug: Es schafft Übersicht, macht Planung sichtbar und zeigt Fortschritte.
Coaching - mein intensivster Moment
Regelmäßige Coaching-Gespräche gehören fest zum Plan. Sie stehen im Logbuch gleichrangig neben Unterricht und Workshops.
Für mich sind es oft die intensivsten Momente der Woche. Ein Kind schaut mit mir zurück: Was lief gut, wo gab es Schwierigkeiten, welche Ziele passen jetzt? Wir reflektieren gemeinsam und machen den nächsten Schritt.
Diese Gespräche sind keine Kontrolle, sondern Unterstützung. Sie helfen den Kindern, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen – und sie machen deutlich, dass Lernen nicht nur Fachinhalte betrifft, sondern auch Planung, Motivation und Selbstorganisation. Auch für mich sind diese Gespräche wertvoll: Ich höre zu, lerne die Kinder besser kennen und sehe Entwicklungen, die im Alltag schnell übersehen werden.
Mein Fazit
Wir entwickeln uns ständig weiter. Wir probieren, wir verwerfen, wir verbessern. Fehler gehören dazu. Genau das macht Schule lebendig.
Mehr Struktur auf unserer Seite hat dazu geführt, dass die Kinder mehr Freiheit haben. Inputs und feste Angebote geben Orientierung. Mit Logbuch und Coaching übernehmen die Kinder Stück für Stück mehr Verantwortung für ihr Lernen.
Für mich ist das LeoLab kein fertiges Modell, sondern ein Raum, der sich entwickelt. So wünsche ich mir Schule: nicht starr, sondern in Bewegung – klar im Rahmen und offen für Neues.